Das Problem

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Das Problem ist vielfältig

Eine Beweidung, z. B. mit Schafen, kann sich auf die artenreiche Zusammensetzung einer Wiesenvegetation nachteilig auswirken. Die Ursachen und Mechanismen hierfür sind unterschiedlicher Natur:

Eintrag von organischem Dünger

  • Änderung der Artenzusammensetzung der Pflanzen: Die Ausscheidungen der Tiere (Urin und Kot) sind stickstoffhaltig. Dies führt zu Stickstoffeintrag in die Böden. Durch diesen Stickstoffeintrag in den Boden verändert sich die Artenzusammensetzung der Flora: Stickstoff, basische, nährstoffreiche oder fette Böden liebende Pflanzen setzen sich durch.
  • Veränderungen bei den Mikroorganismen im Boden: Unter einem ständigen und übermäßigen Eintrag von Stickstoff kann sich auch die Zusammensetzung der Mikroorganismen (z. B. Pilze und Bakterien) im Boden verändern. Manche Pflanzen leben in Symbiose mit speziellen Mikroorganismen. Andere, wie die Orchideen, sind für ihre Vermehrung auf die Präsenz von speziellen Pilzen im Boden angewiesen. Veränderungen bei den vorkommenden Mikroorganismen können die Lebensgrundlagen einzelner Pflanzenarten gefährden.

Verbiss (Nahrungsaufnahme)

  • Bevorzugte Nahrungsaufnahme wohlschmeckender Pflanzen: Der Verbiss (Nahrungsaufnahme) von Schafen erfolgt selektiv. Weiche und wohlschmeckende Kräuter werden bevorzugt gegessen. Hierbei kann das schmale Maul der Schafe bis in die Grasnarbe hineinreichen.
  • Begünstigung der Ausbreitung giftiger Pflanzen: Mit Dornen bewehrte, stark faserige, giftige oder auch nur bitter schmeckende Pflanzen werden gemieden. Sie können sich gegenüber wohlschmeckenden Kräutern durchsetzen und mit der Zeit zum vorherrschenden Bestandteil von Wiesen werden.
  • Verhinderung der natürlichen Vermehrung: Infolge von Verbiss an frischem Austrieb der Wiesenkräuter (auch nach einer erfolgten Mahd) werden blühfähige Pflanzenteile abgefressen. Die Hauptblüte im Frühjahr/Sommer oder eine Nachblüte im Herbst wird weitgehend verhindert. Die klassische Vermehrung über Samenbildung kann nicht oder nur in geringem Umfang stattfinden.
  • Schwächung der Pflanzen: Bezüglich der nächstjährigen Abfolge von Vegetation, Blüte-, Samenbildung und Ausbreitung werden die Pflanzen durch Beweidung geschwächt.

Tritt

  • Schädigung der Grasnarbe: Durch Tritt der Schafe bei zu intensiver Beweidung oder bei bevorzugtem Aufenthalt an einer Stelle wird die Grasnarbe aufgerissen. Pflanzenarten, die für den Standort nicht typisch sind, können in die Flächen eingetragen werden und sich festsetzen.
  • Selektive Schädigung von Pflanzenarten: Bei Beweidung im Winter oder im zeitigen Frühjahr werden Pflanzen mit Vegetationsknospen an der Bodenoberfläche eher zertreten. Pflanzen, die sich in den Boden zurückgezogen haben, bleiben vom Tritt der Schafe verschont.
  • Verfilzung der Grasnarbe: Pflanzen oder Pflanzenteile, die nicht bei einer Beweidung gegessen werden, verbleiben auf den Flächen. Sie werden von Schafen heruntergetreten. Dies führt zu einer Verfilzung der Grasnarbe. Niedrigwachsende Pflanzen schaffen es im Frühjahr häufig nicht, durch den Filz hindurchzuwachsen.

Folgen für die Tierwelt

  • Reduziertes Nahrungsangebot: Durch das Fehlen von Blüten im Spätsommer und Herbst steht den am Boden lebenden Tieren, u. a. Insekten, ein geringeres Nahrungsangebot zur Verfügung, das diese sich sonst aus den Blüten ziehen, bevor für die Insekten die Winterruhe beginnt.
  • Störung der Lebensräume von Kleintieren: Durch den Tritt werden auch Kleintiere und am Boden lebende Insekten gestört. Beispielsweise werden Ameisennester zertreten. Diese sind Nahrungsgrundlage für manche Kleintiere und Vögel.
  • Veränderung der Artenzusammensetzung der Tierwelt: Eine Veränderung der Pflanzengesellschaft führt unweigerlich zu Veränderungen, also der Populationsdichte sowie dem Auftreten oder Wegbleiben ganzer Arten, bei den Insekten, Kleintieren und Vögeln.

 

In der wissenschaftlichen Literatur sind solche möglichen Folgen von Beweidung beschrieben:

“Gegenüber einer Mähwiese zeigt die Schafweide eine deutliche Verschiebung der Zusammensetzung des Pflanzenbestandes durch die Auslese-Wirkung des Verbisses*. ... sind Schafe aufgrund ihres schmaleren Maules besser in der Lage, einzelne wohlschmeckende Pflanzen oder Pflanzenteile selektiv herauszufressen. ... Wohlschmeckende, sich überwiegend generativ** vermehrende Gräser, sonstige Kräuter und Gehölze werden durch den gezielten Verbiß zurückgedrängt oder verschwinden sogar vollständig. Bei anderen Arten - wie der Küchenschelle und der Flockenblume - führt die intensive Schafbeweidung zur Auslese zwerg- und krüppelwüchsiger Formen.”, aus “Biotope pflegen mit Schafen”,  Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AID) mit Förderung durch den Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, 1992 (Anmerkung: *Verbiss meint ‘Abweiden’, **generativ meint ‘durch Blüte und anschließendes Aussamen’)

 

Die Veränderungen in der Zusammensetzung der Wiesenvegetation geht mitunter schleichend vor sich. Nur durch eine Beobachtung über Jahre können die Veränderungen erfasst werden. Eine typische Pflanze, die sich bei Beweidung mit Schafen allmählich einnisten kann, ist die Große Brennnessel.

 

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